"Rehasport ist für mich ganz viel: Fitnessangebot, Treffpunkt, natürliches Antidepressivum"

Bis vor wenigen Monaten hatte Nils nicht nur wenig Berührungspunkte mit dem Thema Rehasport, er hatte auch keine genaue Vorstellung davon, was dieser leisten und in welcher Weise junge Menschen wie er vom Rehasport profitieren könnten. „Ich hatte ehrlich gesagt keine wirkliche Ahnung, was mich in meiner Gruppe erwarten würde“, sagt der 35-Jährige in der Rückschau. „Ich habe bloß gehofft, dass die Gruppe bunt gemischt sein würde. Die Ärzte haben mir dann recht schnell erklärt, dass dies kein Angebot nur für ältere Herrschaften ist.“

Tatsächlich leiden zunehmend auch jüngere Menschen an psychischen Erkrankungen. Nils ist 34 Jahre alt, als er im vergangenen Jahr eine Tagesklinik aufsucht. Der gebürtige Flensburger, der inzwischen in Rostock lebt, ist an Depression erkrankt und leidet unter Angstzuständen. „Bei mir geht es um soziale Ängste“, erklärt er. Der Sport und die körperliche Bewegung sind für Nils ein gutes Ventil, um diesen Ängsten zu begegnen.

Bereits in der Klinik gehörten unterschiedliche Bewegungsangebote zum Therapieprogramm. „Die Ärzte haben mir für die Zeit danach die Teilnahme am Rehasport ans Herz gelegt“, betont Nils. Inzwischen ist der Rehasport für ihn auf dem Weg der Genesung zu einer echten „Lebenshilfe“ geworden, wie er betont. Die körperliche Bewegung und ihre positive Wirkung helfen ihm dabei, besser mit seiner Krankheit umzugehen und den Alltag strukturierter zu bewältigen. Ein fester Termin, den er nicht mehr missen möchte.

Einmal wöchentlich trifft sich Nils mit Betroffenen beim SV Shania, einem Verein in Rostock, der sich mit seinem Bewegungsangebot speziell an Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen wie Depression oder sozialen Ängsten richtet. Menschen jeden Alters halten sich dort gemeinsam fit. „Wir sind flexibel, in dem was wir machen, meist spielen wir Bewegungsspiele wie Fußball, Basketball oder Handball. Wir tauschen uns natürlich auch aus, aber der Sport steht immer an erster Stelle. In dieser Stunde geht es für uns darum, einfach mal Spaß zu haben, den Kopf auszuschalten.“

Die Krankheit auszublenden, ihr keinen Raum zu geben, mal wieder unbeschwert sein. Der Rehasport hilft dabei und ist für Nils inzwischen mehr als nur ein Fitnessangebot. „Rehasport gibt mir ganz viel: Dieser regelmäßige Termin sorgt bei mir für eine Tagesstruktur und bringt soziale Kontakte. Er ist Treffpunkt und natürliches Antidepressivum“, erklärt Nils, „weil es gute Laune macht. Es hilft mir, den Kopf von schlechten Gedanken freizubekommen und gibt mir Kraft.“

„Bewegung tut gut und Auspowern ist wichtig“

„Bevor ich in die Tagesklinik ging, gab es eine Phase, in der ich nicht arbeiten konnte. Ich war zu Hause, wenig unter Menschen und musste allein viel Zeit überbrücken. Durch diesen festen Sporttermin ist man gezwungen, anderen Menschen wieder nahezukommen“, erzählt Nils und empfindet das nicht nur als Motivation, sondern auch als wichtige Erfahrung auf dem Weg zurück zur Normalität. „Ich kann nur jedem empfehlen, solche Angebote auszuprobieren. Der Weg dorthin kostet anfangs etwas Überwindung, aber wenn man erst einmal in der Gruppe unter Gleichgesinnten ist, merkt man: Das ist gar nicht so schlimm, wie man vielleicht vorher gedacht hat. Das ist ein fester Termin, auf den ich mich immer sehr freue und an dem man sich entlanghangeln kann, wenn es einem nicht so gut geht.“

Was er vom Rehasport bisher mitgenommen hat? „Die Erkenntnis, dass Bewegung guttut. Auspowern ist wichtig“, sagt Nils. Entsprechend achtet er darauf, auch im Alltag genügend in Bewegung zu sein. „Ich bin privat viel draußen, mache längere Spaziergänge, das tut mir gut. Der Körper ist müde, aber eben nicht aufgrund von psychischer Erschöpfung, sondern nach körperlicher Bewegung. Das ist ein enormes Glücksgefühl.“

Weitere Infos zum Rehabilitationssport und der Kampagne "Rehasport ist für mich..." finden Sie hier.


Quelle: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS

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