Para Ski alpin: Start in die Paralympics-Saison
Eine voller Rennkalender inklusive einem Heim-Weltcup im Januar am Feldberg liegen vor dem deutschen Para Ski alpin-Team, bevor ab dem 7. März die Paralympics-Rennen in Cortina d’Ampezzo starten – und allen voran Anna-Lena Forster auf Medaillen hofft.
Zwei Mal Gold, zwei Mal Silber, zwei Mal Bronze: Das war die Bilanz des deutschen Para Ski alpin-Teams bei den Paralympics 2022 in Peking. Vier Medaillen hatte Monoskifahrerin Anna-Lena Forster gewonnen – Gold im Slalom und in der Super-Kombination sowie Silber in der Abfahrt und im Super G. Auch in Italien wird Deutschlands Para Sportlerin des Jahres 2022 und 2023 im Fokus stehen – vor allem in den technischen Disziplinen ist die Slalom-Weltmeisterin von Maribor 2025 Favoritin, als Gesamtweltcup-Siegerin ist aber in allen Wettbewerben mit der 30-Jährigen aus Stahringen am Bodensee zu rechnen, wenngleich ihre Kontrahentinnen in der vergangenen Saison noch näher an die jahrelange Dominatorin heranrücken konnten.
„Anna-Lena hat sich echt noch mal weiterentwickelt“, sagt Bundestrainer Justus Wolf und fügt hinzu: „Auch mit dem Monoski sind wir vorangekommen.“ Gemeinsam mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) hatte Forster in den vergangenen Monaten getüftelt, alles drehte sich um die perfekte Abstimmung: Dämpfereinstellungen, Gewicht, Sitzschale und Position auf dem Ski. „Das hat offenbar die gewünschten Effekte gehabt. Jetzt hoffen wir, dass sich das auch in den Rennen zeigt“, sagt Wolf, der über Forster und auch über seine zweite Medaillenhoffnung Anna-Maria Rieder sagt, dass sie in guter Form seien: „Beide sind stabil. Jetzt ist nur die Frage: Was macht die internationale Konkurrenz? Im Paralympics-Jahr kommt ja manchmal noch jemand hinter dem Ofen hervor.“
Mehr wissen dürfte der Bundestrainer spätestens ab Mittwoch: Dann startet in Steinach am Brenner der erste Weltcup mit zwei Super-G-Rennen und der alpinen Kombination am Freitag, danach geht’s vom 15. bis 17. Dezember ins italienische Santa Caterina für zwei Abfahrtsrennen und vom 19. bis 21. Dezember in die Schweiz nach St. Moritz für zwei Riesenslalom- und einen Slalom-Wettbewerb. Im neuen Jahr ist der Kalender noch dichter: Vom 12. Januar bis zum 10. Februar stehen die Weltcup-Rennen in Saalbach, zuhause am Feldberg, in Frankreich in Méribel und Tignes sowie in Veysonnaz (Schweiz) an.
„Wir machen alle Stationen mit, aber nicht immer mit allen Sportlerinnen und Sportlern. Ab Mitte Januar ein Monat durchgängiges Programm mit Rennen, Rennen und Rennen ist zu viel am Stück“, sagt Wolf, dessen Team sich für die Aufgaben aber gewappnet sieht: „Wir waren im Herbst viel in Saas-Fee, das hat sich die letzten Jahre bewährt, dazu am Tiroler Gletscher und in Südtirol in Sulden. Trainingsmäßig sind wir immer gut durchgekommen. Natürlich hätten wir gerne mehr Speed-Training gehabt, aber das wird immer schwieriger in unseren Gefilden.“
Erlebt Andrea Rothfuss in Cortina ihre sechsten Paralympics? "Sie muss sich knallhart qualifizieren."
Neben Forster und Anna-Maria Rieder, die bei der WM in diesem Jahr und bei den Paralympics 2022 Slalom-Bronze gewonnen hatte, zählt auch Christoph „Grisu“ Glötzner als fixer Cortina-Kandidat, nachdem der einbeinige Skifahrer im vergangenen Jahr Siebter bei der WM war und im Weltcup konstant näher an die Weltspitze herankommen konnte. Unglücklich gestaltet sich die Situation um Alexander Rauen, der mit Guide Jeremias Wilke startet: Nachdem er in der vergangenen Saison – für Wolf unverständlicherweise – in die Klasse AS4 der am wenigsten sehbehinderten Athleten eingestuft wurde, scheiterte die Re-Klassifizierung. „Wir sehen ihn in der AS3. Das ist ein brutaler Dämpfer und macht es enorm schwierig für ihn“, erklärt der Bundestrainer: „Er ist genau auf dem Grenzwert. Normalerweise hätte er erweiterte Medaillen-Ambitionen gehabt, jetzt müssen wir schauen, dass wir ihn für eine perspektivische Geschichte überhaupt zu den Paralympics bekommen, weil er durch seine progressive Augenkrankheit auf jeden Fall ein Kandidat für 2030 sein sollte.“
Ein großes Fragezeichen steht auch hinter Routinierin Andrea Rothfuss, die jetzt in Steinach ihre ersten Rennen seit Februar 2024 bestreiten wird und in Cortina d’Ampezzo – wie bei ihrem Debüt 2006 in Turin in Italien – ihre sechsten Paralympics bestreiten könnte: „Sie muss sich knallhart qualifizieren, hat aber bisher wenig Trainingstage und wir müssen schauen, wie sie die Belastung verträgt.“ Als Perspektiv-Talente kommen für Wolf auch Monoskifahrer Leon Gensert, der im vergangenen Jahr seine erste Weltcup-Saison bestritten hat, und Maya Fügenschuh für die Paralympics infrage. Die 17 Jahre junge sehbehinderte Skifahrerin hat die ehemalige Skicrosserin Johanna Holzmann, 15. bei Olympia in Peking 2022, als Guide an ihrer Seite und ist bestrebt, sich über die FIS-Rennen im Kaunertal und in Resterhöhe für den Weltcup zu qualifizieren. „Wir hoffen, dass sie dann in St. Moritz ihr Weltcup-Debüt geben kann – das wäre auch für den Nachwuchs ein Fingerzeig, dass was gehen kann“, sagt der Bundestrainer.
Gut gerüstet für den Heim-Weltcup am Feldberg am 22. und 23. Januar 2026
Für den Heim-Weltcup am Feldberg – am 22. und 23. Januar 2026 finden nach der Premiere in diesem Jahr wieder zwei Slalom-Wettbewerbe im Schwarzwald statt – gibt es gute Nachrichten. Die Hochschwarzwald Tourismus GmbH ist jetzt federführend im Organisations-Komitee, was Wolf „als großes Plus“ ansieht: „Die sind echte Profis und ich hoffe, dass wir jetzt ein Modell haben, das nachhaltig ist und Synergie-Effekte für andere Events schafft.“ Für Fans des Para Ski-Sports ist es in jedem Fall die perfekte Chance, das deutsche Team als Einstimmung auf die Paralympics zuhause anzufeuern.
Text: Nico Feißt
Quelle: DSB